Die Hl. Schrift und die Existenz von Engeln und Teufel

 

Das Zeugnis der Hl. Schrift fŸr die Existenz der Engel, der guten wie der gefallenen, ist mannigfach, (wenn gleich es nicht immer leicht ist – vor allem was das AT betrifft -  alle kritischen EinwŠnde wirklich Ÿberzeugend zu widerlegen.)

(Vom AT sollen die vielen Stellen, die hier zweideutig und zweifelhaft sind, nicht weiter besprochen werden.) Nur ein paar bedeutsame alttestamentliche Stellen seien herausgegriffen, besonders solche, deren sich auch heute noch die Liturgie der Kirche bedient: Es ist dies vor allem die am Gedenktag der heiligen Schutzengel als Lesung verwendete stelle in Exodus 23,20-23: ãSo spricht Gott, der Herr: Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, damit er dich auf dienen Wegen behŸte und dich an den Ort fŸhre, den ich bestimmt habe. Habe Acht auf ihn und hšre auf seine Stimme; widersetze dich ihm nicht. Er wŸrde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt, denn in ihm ist mein Name gegenwŠrtig. Wenn du auf seine Stimme hšrst und alles tust, was ich sage, dann werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrŠngen. Mein Engel wird dir vorausgehen...Ò Dann Ps 91,11-12, ein Schrifttext, der in der Versuchungsgeschichte Jesu eine Rolle spielt (vgl. Mt 4,6): ãGott entbietet fŸr dich seine Engel, dich zu behŸten auf all dienen Wegen. Sie sollen auf den HŠnden dich tragen, dass nicht an einem Stein sich sto§e dein Fu§.Ò

Von den Engeln, die gleichsam den Hofstaat Gottes in voller Unterordnung unter Gottes Herrschaft bilden, ist bei Job 1,6-12; 2,1-7; 15,8, Ps 89,8; 2 Chron 18,18; 1 Kšn 22,19 und Dan 7,9 die Rede. – Die Engel leisten die ihnen von Gott aufgetragenen Dienste sowohl an der Gesamtheit des Volkes (vgl. 1 Chron 21; 2 Makk 11,6ff) als auch an einzelnen Menschen: Hier ist das Buch Tobias mit dem Bericht Ÿber den Engel Rafael und die Stelle im Buch Daniel 14,33 ff (Habakuk und der Engel, der ihn zu Daniel in die Lšwengrube trŠgt) beachtenswert.

Es werden im AT sowohl einzelne Engelnamen (Michael: Daniel 10,13.21; 12,1; Gabriel:  Daniel 8,16-27; Rafael: Tobias 5,4; 12,6.15), als auch ganze Gruppen von Engeln genannt; hier gehšrt besonders auf Gen 28,12ff verwiesen: Der Patriarch Jakob sieht im Traum auf einer Leiter die Engel Gottes auf- und niedersteigen. Nicht Ÿbergangen sei der Lobgesang der drei JŸnglinge im Feuerofen, weil hier die Engel des Herrn aufgefordert werden, den, der Ÿber Cheruben thront, zu loben und zu preisen (vgl. Dan 3,58).

Auch im NT wird die Existenz von Engeln, die Gottes AuftrŠge an die Menschen ausrichten, klar bezeugt. Engel begleiten vor allem das Christusgeschehen von seinem Anfang bis zu seiner Vollendung: Der Engel des Herrn, der sich Gabriel nennt, sagt Geburt und Lebensaufgabe Johannes des TŠufers voraus (Lk 1,11-20). Der gleiche Engel bringt der Jungfrau Maria die Botschaft, dass sie Mutter des Sohnes Gottes werden soll (Lk 1,26 ff). Ein Engel beruhigt Josef Ÿber das, was der Hl. Geist an Maria gewirkt hat (vgl. Mt 1,20 – 25). Ein Engel des Herrn verkŸndet den Hirten die Geburt des Heilands (vgl. Lk 2,9 ff); eine gro§e Schar von Engeln preist Gott ob seiner Huld auf den Fluren von Bethlehem (vgl. Lk 2,13ff). Ein Engel bringt Josef die Weisung, mit Maria und dem Jesuskind nach €gypten zu fliehen und dann, als die Gefahr vorŸber war, die neue Weisung, wieder zurŸckzukehren (vgl. Mt 2,13.19f). Engel dienen Jesus, als er vom Geist Gottes in die WŸste getrieben dort 3340 Tage blieb und fastete (vgl. Mk 1,13; Mt 4,11). Vor seiner Gefangennahme am …lberg sagt Jesus, dass der Vater mehr als 12 Legionen Engel senden kšnnte, wenn der Sohn ihn darum bŠte, um ihn so von der kommenden Drangsal zu befreien. Freilich, wie wŸrde dann die Schrift erfŸllt werden? (vgl. Mt 26,53). Ein Engel vom Himmel erscheint Jesus in seiner Todesangst und tršstet ihn (Lk 22,43). Engel verkŸnden den Frauen am Grabe Jesu dessen Auferstehung (vgl. Mk 14,5f, Lk 24,1-7). Nach der Himmelfahrt Jesu kŸndigen Engel seine Wiederkunft an (Apg 1,10f). Bei seiner Wiederkunft – so sagt es Jesus selbst voraus – werden alle Engel sein Gefolge bilden (vgl. Mk 8,38, Mt 25,31; 26,27).Der Menschensohn wird dann seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall; und sie werden seine AuserwŠhlten zusammenbringen von den vier Windrichtungen, von einem Ende des Himmels zum anderen (vgl. Mt 13,31.39 ff .49; 24,31; Mk 13,27). Nach einem Wort Jesu freuen sich die Engel Ÿber die Bekehrung der Menschen (vgl. Lk 15,10; 1 Petr 1,12); Engel dienen denen, die die Seligkeit erben sollen (Mt 18,10, Hebr 1,14). Wenn der GottesfŸrchtige stirbt, geleiten ihn Engel an den Ort der Herrlichkeit (vgl. Lk 16,22) und wachen an seinem Grabe (vgl. Joh 20,12 u. Jud 9). Die Kinder haben nach dem Zeugnis Jesu ihre Engel, die immerfort das Antlitz des himmlischen Vaters schauen (vgl. Mt 18,10). Jesus Christus selbst steht nach dem mehrfachen Zeugnis des NT (vgl. Mk 13,32; Eph 1,20f; Kol 1,16; Kol 2,10; Hebr 1,5 -14; Hebr 2,1-9; 1 Petr 3,22) als der Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung als auch nach seiner Erhšhung zur Rechen des Vaters Ÿber allen Engelwesen. Ein Engel befreit Petrus und die anderen Apostel aus dem Kerker (vgl. Apg 5,19; 12,7 ff). Ein Engel begleitet die Apostel auf ihren Reisen (vgl. Apg 8,26). Engel bereiten Heiden auf die Christusbotschaft vor (vgl. Apg 10,3.7.22).

Wenn alle diese zahlreichen Bezeugungen der Existenz und Wirksamkeit der Engel in den Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den Apostelbriefen daraus eliminiert und entmythologisiert werden mŸssten, bliebe nur mehr ein Torso vom NT Ÿbrig. Dazu kommt noch, dass die Engel auch nach der Apokalypse eine umfassende Rolle in der Heilsgeschichte und in der vorausgeschauten Kirchengeschichte spielen. Vor allem dort, wo es um die Vollstreckung der Gerichte Gottes geht, wird die TŠtigkeit der Engel in der Apokalypse mehrmals mit starker Betonung herausgestellt; etwa bei der Schilderung des Kampfes Michaels und seiner Engel mit dem Drachen (Apok 12,7 -12) oder bei der Schilderung der sieben Engel, die die Zornschalen auszugie§en haben (Apok 15,1-16,21).

(M. Schmaus meint zu den neutestamentlichen Texten Ÿber die Engel fast allzu zurŸckhaltend und vorsichtig: ãEs ist wohl nicht zu leugnen, dass manche der dargestellten Wesen in den neutestamentlichen Texten nicht mit voller Sicherheit als Personen verstanden werden kšnnen. So kann man die Frage stellen, ob der VerkŸndigungsengel ein wirklicher Engel ist oder eine biblische Darstellung der Einwirkung Gottes auf die Jungfrau Maria. Wenn indes Christus selbst bezeugt, dass die Engel der Kinder allezeit das Antlitz des Vaters schauen (vgl. Mt 18,10) oder wenn er auf dem …lberg sagt, er kšnnte den Vater bitten und dieser wŸrde ihm Legionen von Engeln senden (vgl. Mt 26,53), so wird man dies nicht als eine Anpassung an bestimmte Zeitauffassungen verstehen dŸrfen, sondern als einen Ausdruck seiner eigenen †berzeugungÒ  1)

Was nun im Besonderen die biblische Bezeugung der Existenz gefallener Engel (des Teufels und der DŠmonen) betrifft, so dŸrfte J. Ratzinger recht haben, wenn er bemerkt: ãDie Vorstellung dŠmonischer MŠchte tritt nur zšgernd ins Alte Testament ein, erhŠlt dagegen im Leben Jesu eine unerhšrte Wucht, die bei Paulus ohne Verminderung bestehen bleibt und sich bis in die letzten Schriften des Neuen Testamentes, in die Gefangenschaftsbriefe und ins Johannes-Evangelium hinein durchhŠlt. Dieser Vorgang der Steigerung vom Alten Testament ins Neue, der Šu§ersten Kristallisierung des DŠmonischen gerade im GegenŸber zur Gestalt Jesu und der BestŠndigkeit des Themas im gesamten neutestamentlichen Zeugnis ist von erheblicher Aussagekraft. Man wird von da aus sagen dŸrfen, dass in der FrŸhgeschichte des alttestamentlichen Glaubens die Aussage Ÿber dŠmonische MŠchte beiseite bleiben musste, weil zunŠchst gegen jede Zweideutigkeit der Glaube an den einen und einzigen Gott durchzusetzen war. In einer gšttergesŠttigten Umwelt, die zwischen guten und bšsen Gšttern die †bergŠnge flie§end sah, hŠtte der Verweis auf Satan dem entscheidenden Bekenntnis seine Klarheit genommen. Erst als der Satz von dem einen Gott mit allen seinen Konsequenzen zum unverrŸckbaren Besitz Israels geworden war, konnte der Blick geweitet werden auf MŠchte, die den Raum des Menschen Ÿberschreiten, ohne dass sie Gott seine Einzigkeit streitig machen kšnnten.Ò 2)        )

Was die Bezeugung der Existenz des Teufels und der DŠmonen im Neuen Testament betrifft, so sei auf die AusfŸhrungen im Dokument der Glaubenskongregation von Ende Juni 1975 Ÿber ãChristlicher Glaube und DŠmonenlehreÒ verwiesen. Dort wird nŠmlich zuerst sehr gut mit dem modernen Einwand abgerechnet, Jesus selbst habe sich in seinen diesbezŸglichen €u§erungen, die nicht bestritten werden kšnnen, nur der damals Ÿblichen weltbild- und zeitbildbedingten Sprechweise angepasst: ãBevor wir in Erinnerung rufen, mit welcher geistigen UnabhŠngigkeit Jesus den herrschenden Meinungen seiner Zeit begegnet ist, ist es von Bedeutung, anzumerken, dass nicht alle seine Zeitgenossen den gleichen Engel- und DŠmonenglauben hatten, wie ihn heute einige Autoren ihnen zuzuschreiben scheinen und von dem Jesus selbst abhŠngig gewesen wŠre. Eine Anmerkung, mit der die Apostelgeschichte die Polemik beleuchtet, die durch eine ErklŠrung unter den Mitgliedern des Synedriums entstanden war, unterrichtet uns darŸber, dass die SadduzŠer im Gegensatz zu den PharisŠern ãweder Auferstehung noch Engel oder GeisterÒ annahmen, d.h. sie glaubten (nach der Textauslegung guter Exegeten) weder an die Auferstehung noch an Engel und DŠmonen (vgl. Apg 23,8). So scheint die Auffassung der Zeitgenossen Jesu Ÿber Satan, Engel und DŠmonen sich in zwei gŠnzlich entgegengesetzte Meinungen geteilt gewesen zu sein. Wie kann man daher behaupten, Jesus und mit ihm die Schriftsteller des NT hŠtten in der AusŸbung und †bertragung der Gewalt der Teufelsaustreibung an andere nichts weiter getan als kritiklos die Ideen und Praktiken ihrer Zeit anzuwenden?

(Sicher, Jesus und noch mehr die Apostel waren Kinder ihrer Zeit und machten sich deren Kultur zu Eigen. Doch hat Jesus auf Grund seiner gšttlichen Natur und der Offenbarung, die mitzuteilen er gekommen war, seine Umwelt und seine Zeit Ÿberragt und sich von ihrem bestimmenden Einfluss freigehalten. Es genŸgt Ÿbrigens, die Bergpredigt zu lesen, um sich von seiner geistigen Freiheit und von seiner †berlieferungstreue zu Ÿberzeugen. Als der Herr die Bedeutung seiner Erlšsungstat offenbarte, musste er deshalb mit den PharisŠern rechnen, die, wie er, an eine zukŸnftige Welt glaubten, an eine unsterbliche Seele, an die Geisterwelt und an die Auferstehung. Er musste aber auch den SadduzŠern Rechnung tragen, die diesen Glauben ablehnten. Als die PharisŠer ihn anklagten, die DŠmonen zusammen mit dem AnfŸhrer der bšsen Geister auszutreiben, hŠtte er sich ihren Unterstellungen entziehen kšnnen, indem er sich den SadduzŠern anschloss. Doch dadurch hŠtte er sein Wesen und seine Sendung verleugnet. Er musste also, ohne den Glauben an die Geisterwelt und die Auferstehung aufzugeben, den er mit den PharisŠern gemeinsam hatte, sich von ihnen lossagen und sich in nicht geringerem Ma§ auch den SadduzŠern widersetzen. Wenn man also heute behaupten will, dass die Aussagen Jesu Ÿber den Satan nur einer sehr kulturellen  Umwelt entlehnten Lehre Ausdruck gŠben, erscheint dies von vornherein als eine Auffassung, die sehr wenig Ÿber die damalige Zeit und Ÿber die Persšnlichkeit des Meisters informiert ist.Ò 3)       )

Jesus war sicher auch von der Existenz des Teufels und der DŠmonen Ÿberzeugt. ãOhne den Satan jemals zum Mittelpunkt seiner VerkŸndigung zu machen, sprach Jesus von ihm zwar nur in offensichtlich entscheidenden Augenblicken in wichtigen ErklŠrungen ã   2) . Aber er hat bereits sein šffentliches Wirken damit begonnen, dass er es auf sich nahm, vom Teufel in der WŸste versucht zu werden; der Bericht darŸber bei Mk 1,12-13 ist ebenso wie bei Mt 4,1 ff und Lk 4,1 ff gerade wegen seiner NŸchternheit eindringlich. Vor diesem seinem Gegenspieler hat Jesus dann in seinen Gleichnissen gewarnt, vor allem im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (vgl. Mt 13, 25.28.39). Bei Lk 10,18 hat Jesus Ÿber den Teufel gesagt: ãIch sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallenÒ. Den Simon Petrus hat Jesus beim Letzten Abendmahl gewarnt: ãSatan hat verlangt, euch sieben (im Sieb schŸtteln) zu dŸrfen wie WeizenÒ (Lk 22,31). In dem Augenblick, da Jesus den Abendmahlssaal verlie§, hat er erklŠrt, dass das Kommen des ãFŸrsten dieser WeltÒ unmittelbar bevorstehe (vgl. Joh 14,30). Im Garten Getsemani, als Soldaten Jesus ergriffen, um ihn gefangen zu nehmen, hat er erklŠrt, das die stunde ãder MŠchte der FinsternisÒ nun gekommen sei (vgl. Lk 22,53), dennoch wusste Jesus, ãdass der FŸrst dieser Welt bereits gerichtet istÒ (vgl. Joh 16,11).

Jesus hat nicht nur die Existenz des Teufels und der DŠmonen als RealitŠt hingestellt, er hat sich auch Macht Ÿber sie zugeschrieben und diese auch geoffenbart. Er hat nŠmlich nicht nur in den von ihm bewirkten Krankenheilungen, sondern vor allem auch in den vorgenommenen DŠmonenaustreibungen ein besonders eindrucksvolles mittel gesehen, seine messianische Sendung unter Beweis zu stellen. Bezeichnend ist hier das in seinem Kern sicher authentische Jesuswort: ãGeht und sagt diesem Fuchs (Herodes): Siehe, ich treibe DŠmonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen, und am dritten Tag werde ich vollendetÒ (Lk 13,32).Wie Jesus sein eigenes Wirken auch als Exorzisten-TŠtigkeit verstanden hat, so hat sich auch der seinen JŸngern erteilte Auftrag besonders auf die Austreibung der DŠmonen erstreckt (vgl. Mk 3,15; Mt 10,1; 6,6; Lk 9,1). Bei der RŸckkehr zu Jesus nach ihrer ersten Aussendung haben dementsprechend die JŸnger festgestellt: ãHerr, sogar die DŠmonen sind uns kraft deines Namens untertan!Ò (Lk 10,17).

Mit Recht hat man erklŠrt: ãNoch viel weniger als im AT kann im NT die Existenz des Teufels in Frage gestellt werden, so hŠufig wird er dort genannt und so offenkundig tritt er in der Lehre und im Leben Jesu auf. Nie und nirgends wird seine Existenz bestritten, sondern Ÿberall als gegeben in Rechnung gestelltÒ  4) (Man kann jedenfalls A. Winklhofer in seinem ãTraktat Ÿber den TeufelÒ  5) zustimmen: )  ãEs wŠre angesichts des Gewichts, das die Hl. Schrift der Wahrheit und der Wirksamkeit des Teufels zuschreibt, eine unchristliche Haltung und Einstellung im christlichen Lebenskampf, wollte man mit dem Teufel nicht rechnen. Wie er fŸr Christus in seinem Erdenleben eine stŠndig prŠsente Wirklichkeit darstellte, so fŸr uns eine stŠndig akute und aktuell bedrohliche Gefahr. Und es wŠre unrealistisch und undankbar gegenŸber Gott, der uns das Geheimnis der Bosheit enthŸllt hat, wollten wir an diesem dunklen Geheimnis vorbeileben, als ob wir davon auf verbŸrgte Weise nichts wŸssten...Ò

Die Behauptung, dass ãan allen Stellen des NT, an denen der Satan oder Teufel vorkommt, wir ebenso gut die SŸnde oder das Bšse einsetzen kšnntenÒ 6) , ist auf jeden Fall všllig unhaltbar, wie bereits 1958 H. Schlier in seiner grŸndlichen Arbeit Ÿber ãMŠchte und Gewalten im Neuen TestamentÒ aufgezeigt hat, der dabei zu dem Resultat kam: ãDie vielfŠltigen MŠchte, die doch immer nur die eine satanische Macht entfalten, begegnen als eine Art personalen Wesens von MachtÒ 7) . Ganz Šhnlich schreibt K. Rahner:  ãDie Existenz au§ermenschlicher bšser ãMŠchte und GewaltenÒ personaler Art in ihrer Wirksamkeit in der Welt ist eine GlaubenswahrheitÒ, weil sich das Gesamt der Aussagen des Neuen Testamentes Ÿber den ãTeufelÒ (ãSatanÒ) und die ãDŠmonenÒ (bšse ãMŠchte und GewaltenÒ) bei mšglichen Zweifeln bezŸglich mancher einzelner Stellen doch nicht einfach vom Tisch fegen und entmythologisieren lŠsst. 8) Und wenn H. Haag den Teufel ãverabschiedetÒ und seine Existenz leugnet, dann tut er es ãnicht als Exeget, als Ausleger der Schrift, sondern als Zeitgenosse, der die Existenz eines Teufels fŸr unvertretbar hŠlt. Die AutoritŠt, kraft der er sein Urteil abgibt, ist also die seiner zeitgenšssischen Weltanschauung, nicht aber die des BibelauslegersÒ 9)

 

Wirksamkeit der guten und der gefallenen Engel

Wenn nach der Klarstellung der Existenz der Engel auch noch auf ihre Wirksamkeit hingewiesen werden soll, so muss aus der Geschichte der Engel vorausgesetzt werden, dass Gott die Engel nicht blo§ erschaffen, sondern auch mit Gnade ŸbernatŸrlich ausgestattet und fŸr das absolut ŸbernatŸrliche Ziel der beseligenden Anschauung seiner selbst bestimmt hat; zur Erreichung dieses Zieles aber wurden die Engel einer PrŸfung unterzogen, die von einem Teil der Engel bestanden, von einem anderen Teil aber nicht bestanden wurde, weil dieser Teil der Engel sich gegen Gott auflehnte und schwer sŸndigte. Es kann auf diese – wie K. Rahner es formuliert hat 10) – ãim ganzen berechtigte, manchmal vielleicht aber doch zu einfach verfahrende †bertragung der Daten der theologischen Anthropologie auf die Engel, weil auch sie geistige Geschšpfe und zum selben Ziel der Anschauung Gottes berufen sindÒ, aus notwendiger BeschrŠnkung nicht weiter eingegangen werden; es musste nur einleitend darauf hingewiesen werden, um die Verschiedenheit der ganz kontrŠren Wirksamkeit, die die guten, treu gebliebenen Engel und die die gefallenen bšsen Engel (der Teufel und die DŠmonen) entfalten, zu verstehen.

 

I.    Sendung und Aufgabe der treu gebliebenen guten Engel:

Im Jahre 1973 starb bei den ãKleinen BrŸdern JesuÒ in Toulouse im Alter von 91 Jahren der bedeutsame Philosoph J. Maritain. Er hielt bis zuletzt im Seminar von Toulouse Vorlesungen; eine der letzten handelte Ÿber das ãConviviumÒ, das Zusammenleben der Engel mit uns Menschen nach Thomas v. A. dabei hat der greise Gelehrte aufgezeigt, dass dieses ãConviviumÒ  Gott sei Dank nicht blo§ bezŸglich der gefallenen Engel gilt, sondern noch mehr bezŸglich der treu gebliebenen guten Engel – J. Maritain meinte da u.a.: ãDie Engel sind mit dem menschlichen Leben innig verbunden. Das alles ist nichts Au§erordentliches, sondern eigentlich etwas zutiefst Normales und entspricht sowohl einem Grundgesetz der Natur wie auch einem Erfordernis der Gnade. Es gibt eben nur ein einziges, durch Gottes Schšpferakt hervorgebrachtes Universum, das gleichzeitig die reinen Geister und die stoffliche Welt zusammen mit uns Menschen, die wir Geist im Fleische sind, umfasst, so dass das erste Gesetz der universalen Ordnung das ãConviviumÒ, das Zusammenleben der Engel mit uns Menschen istÒ.

Von der Sendung der treu gebliebenen guten Engel und ihrer Aufgabe wird man dies sagen kšnnen:

1.    Sie haben als erste Aufgabe die Anbetung und Verherrlichung Gottes; sie sind aber auch zum Dienst fŸr uns Menschen und zu unserem Schutz bestellt.

Die Kirche hat das vielfach in ihren liturgischen Texten zum Ausdruck gebracht; man denke nur an die PrŠfationen, die immer mit dem Lobpreis der Engel auf den dreimal heiligen Gott ausklingen. (Was der Konvertit Erik Peterson in seinem ãBuch von den Engeln, Stellung und Bedeutung der heiligen Engel im KultusÒ 11)  ausfŸhrlich aufgezeigt hat, das hat J. Danielou tief und schšn bestŠtigt, der in seinem Buch ãDie Sendung der EngelÒ 12) schreibt: )

ãDer Ablauf der irdischen Liturgie ist gleichsam ein sichtbarer Abglanz, ein wirkmŠchtiges Symbol der himmlischen Liturgie der Engel. Diese Einheit der beiden Gottesdienste bringt die Liturgie selbst in der PrŠfation zum Ausdruck, wo sie die kirchliche Gemeinschaft einlŠdt, sich mit den Thronen und Herrschaften, den Cherubim und Seraphim zu vereinigen, um den seraphischen Lobgesang, das Dreimal-Heilig, zu singenÒ.

Hier haben wir auch schon den Hinweis auf einen der wichtigsten Texte der Hl. Schrift: In der Berufungsvision des Propheten Jesaia (Is 6,1-4) wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die Engel die Anbetung und den Lobpreis Gottes als ihre erste Aufgabe ansehen. An diese Vision wie an die bei Ezechiel (1,4ff) knŸpft dann die Apokalypse des Johannes (Apok 4,2ff) an. IN Apok 5,11ff wird von den zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend Engel gesprochen, die dem Lamme den Gymnus des Lobpreises darbringen. Auf die Psalmen 96,7; 103,20; 148,2 gehšrt noch besonders hingewiesen, weil dort ebenfalls sehr klar von dieser ersten Aufgabe der Engel die Rede ist. Da Jesus Christus wahrer Gott ist wie der Vater, so gebŸhrt naturgemŠ§ auch ihm der Lobpreis und die Anbetung der Engel; daher hei§t es im Hebr 1,6 in Anlehnung an Ps 96,7: ãAnbeten sollen ihn alle Engel Gottes!Ò

In seiner Rosenkranz-Enzyklika ãAugustissimae virginisÒ vom 12. September 1897 bemerkte Leo XIII.: ãKann es Gšttlicheres, kann es Schšneres geben, als mit den Engeln zu beten und mit ihnen sich in Gott und in seine Geheimnisse zu versenken? Welch hoffnungsfrohe Zuversicht auf die kŸnftige selige Gemeinschaft mit den Engeln im Himmel dŸrfen die im Herzen tragen, die schon auf Erden sich gleichsam in ihren Dienst (der Verherrlichung Gottes) eingereiht haben!Ò

2.     Die Engel sind von Gott aber auch zum Dienst fŸr uns Menschen und zu unserem Schutz bestellt. Jeder Mensch hat einen besonderen Schutzengel. (Diese Glaubenswahrheit ist zwar nie ausdrŸcklich vom kirchlichen Lehramt definiert worden, aber das ordentliche Lehramt der Kirche hat sich deutlich dazu bekannt:

In dem im Auftrag des Tridentinum verfassten und von Papst Pius V. herausgegebenen Catechismus Romanus hei§t es im 4. Teil (Kapitel 9, Nr. 4): ) Durch Gottes Vorsehung ist den Engeln der Auftrag gegeben, dass sie das menschliche Geschlecht beschŸtzen und den einzelnen Menschen beistehen, damit sie nicht irgendeinen bedeutenden Schaden nehmen. Denn wie die Eltern ihren Kindern, wenn diese eine unsichere und gefahrvolle Reise machen mŸssen, SchŸtzer und Helfer in den Gefahren beigeben, so hat der himmlische Vater auf diesem Weg, auf dem wir zur himmlischen Heimat pilgern, jedem von uns Engel vorgesetzt, durch deren Hilfe und Sorge geschŸtzt wir die von den Feinden bereiteten Schlingen vermeiden und die gegen uns gemachten schrecklichen Angriffe zurŸckschlagen und unter ihrer FŸhrung den rechten Weg einhalten kšnnen, damit kein Irrtum, vom trŸgerischen Widersacher uns bereitet, uns von dem Weg ablenken kšnne, der zum Himmel fŸhrtÒ.

Die Liturgie kennt seit dem 16. Jahrhundert ein eigenes Schutzengelfest mit dem vielsagenden Tagesgebet: ãGott, in deiner Vorsehung sorgst du fŸr alles, was du geschaffen hast. Sende uns deine heiligen Engel  zu Hilfe, dass sie uns beschŸtzen auf allen unseren Wegen, und gib uns in der Gemeinschaft mit ihnen deine ewige Freude...Ò.

Was die Hl. Schrift betrifft, so finden sich Andeutungen und Hinweise dafŸr, dass die Engel auch zum Dienst fŸr die Menschen und zu ihrem Schutz bestellt sind, im AT. An die vielsagende Stelle in Ex 23,20-23, an Ps 91, 11-12 und an das Buch Tobias, in welchem die Schilderung des Schutzes, den der Engel Rafael dem jungen Tobias sogar in sichtbarer Form und Gestalt angedeihen lie§, ergreifend schšn ist, wurde schon hingewiesen.

Auf Gen 48,16 sei noch aufmerksam gemacht, wo der greise Patriarch Jakob seine Enkel, die Sšhne Josefs Ephraim und Manasses, mit den Worten segnet:

ãDer Gott, vor dessen Angesicht meine VŠter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte war, seit ich bin, bis zum heutigen Tag, und der Engel, der mich aus aller Not befreit hat, er segne diese Knaben!Ò

Wichtig ist dann vor allem das Wort Jesu bei Mt 18,10, wo er vor dem €rgernis warnt, das den Kleinen gegeben wird: ãSehet zu, dass ihr keines dieser Kleinen verachtet (und ihnen €rgernis gebt), denn ich sage euch: ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel!Ò der Ausdruck: ãIhre EngelÒ weist hier zweifellos auf eine besondere Zueignung der Engel an die Kleinen hin. Das den Kleinen gegebene €rgernis ist auch eine Beleidigung ihrer Engel.

(Auch die kšstliche Stelle in Apg 12,15 darf nicht unerwŠhnt bleiben: Nach seiner wunderbaren Befreiung aus der Kerkerhaft durch einen Engel (vgl. Apg 12,6-11) ãkam Petrus zu sich und sagte: ãNun wei§ ich wirklich, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich der Hand des Herodes und aller Erwartung des Judenvolkes entrissen hatÒ. Als er zu dieser Erkenntnis gekommen war, begab er sich zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus. Dort waren viele zum Gebet versammelt. Er klopfte an die Au§entŸr, und eine Magd namens Rhode ging hin, um zu horchen. Als sie die Stimme des Petrus erkannte, šffnete sie vor Freude das Tor nicht, sondern lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tor. Jene entgegneten ihr: ãDu bist wohl von Sinnen!Ò doch sie bestand darauf, es sei so. Da meinten sie: ãEs ist sein Engel!Ò Petrus aber fuhr fort, zu klopfen. Nun machten sie auf, sahen ihn und staunten.Ò Hier kommt also die †berzeugung der ersten Christen zum Ausdruck, dass Petrus – und Šhnlich wie er auch alle anderen Menschen – einen eigenen Engel als SchŸtzer und Begleiter haben. Unter den KirchenvŠtern gab es zwar einige, die der Meinung waren, nur die Getauften hŠtten einen Schutzengel; einige wieder meinten, dass   e i n   Engel die BeschŸtzung mehrerer Menschen Ÿbertragen bekomme; aber dafŸr, dass alle Menschen von der gšttlichen Vorsehung einen Schutzengel an die Seite gestellt bekommen, treten doch manche VŠter ausdrŸcklich ein, so etwa der hl. Hieronymus in seinem Kommentar zu Mt 3,18, wo er bemerkt: ãGro§ ist die WŸrde der Seelen, da eine jede von Geburt an ihren Engel zum Schutz delegiert bekommen hatÒ.)

Die konkreten Aufgaben, die die guten Engel den ihnen anvertrauten Menschen gegenŸber haben, sind dabei – nach den Andeutungen der Hl. Schrift – folgende:

(1)  Sie sollen mache †bel und Gefahren von Leib und Seele der ihnen anvertrauten Menschen abwenden. Das biblische Beispiel dafŸr ist der junge Tobias;

(2)  Sie sollen die bšsen Geister abwehren, damit diese den Menschen nicht schaden kšnnen (vgl. Tob 8,3: ãRafael verfolgte ihn den DŠmon, der dem Tobias Schaden zufŸgen wollte und fesselte ihnÒ);

(3)  Die Engel flš§en den ihnen anvertrauten Menschen gute Gedanken und Anregungen ein (Biblische Beispiele dafŸr sind Apg 8,26 Diakon Philippus und Apg 10,3 Hauptmann Cornelius;

(4)  Die Engel bringen die Gebete der Menschen Gott dar und beten fŸr sie (vgl. Apok 8,3: ãEin Engel kam und trat an den Altar mit einem goldenen Rauchfass und viel RŠucherwerk ward ihm gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne Gottes darbringeÒ).

ãDie Wahrheit von den heiligen Schutzengeln ist nicht blo§ eine schšne, sondern auch eine gro§e, tršstliche und beglŸckende Wahrheit, von der nicht blo§ Dichter wie LŽon Bloy und Paul Claudel sprechen, sondern die in der Offenbarung Gottes selber ihr Fundament hat ... Aber so viel wir von den Schutzengeln zu erwarten haben – sie sind die in geschšpflicher Gestalt uns zur Seite tretende Allmacht und Vorsehung Gottes -, auch sie erwarten etwas von uns – sie vermšgen uns nŠmlich nicht einen schritt voranzufŸhren, ohne dass wir in einem innersten Punkt unseres Wesens zustimmen; nie gen sie hinweg Ÿber unsere Freiheit ... im Gegensatz zu den bšsen Engeln, die auf uns in dem, wo wir unfrei sind, Einfluss zu nehmen suchenÒ 13)

 

II.    Wirksamkeit der gefallenen Engel, des Teufels und der DŠmonen:

Wir kommen hier nicht an der Feststellung herum, dass seit Beginn der Menschheitsgeschichte die gefallenen Engel die Menschen zur SŸnde zu verfŸhren und zu verderben suchen sowie bemŸht sind, die HeilsplŠne Gottes zu durchkreuzen.

1.    Ob man es heute wahr haben will oder nicht, das ãsuadente diaboloÒ (unter der EinflŸsterung des Teufels, unter seinem Einfluss) zieht sich wie ein roter Faden durch viele Dokumente des kirchlichen Lehramtes. So hat das IV. Laterankonzil (1215) im Decretum ãFirmiterÒ ausdrŸcklich betont, dass der Mensch auf Eingebung des Teufels gesŸndigt hat (ãHomo diaboli suggestione peccavitÒ (DS 800)). In der Entscheidung der Bibelkommision vom 30. Juni 1909 wird unter den in den ersten Genesis-Kapiteln enthaltenen geschichtlichen Tatsachen u.a. auch die †bertretung eines gšttlichen Gebotes durch die Stammeltern auf Eingebung des Teufels (ãdivini praecepti diabolo sub serpentis specie suasore transgressioÒ  (DS 3514) ) aufgezŠhlt. Im Brief Leos d. Gr. An Patriarch Flavian von Konstantinopel vom 13. Juni 449 (DS 291) wird betont, dass wir ãDen Urheber der SŸnde und des TodesÒ nicht ohne Hilfe des Gottmenschen Ÿberwinden kšnnen.

In der Einleitung zum Dekret Ÿber die ErbsŸnde sagt das Tridentinum (DS 1510) ãSerpens ille antiquus, humani generis perpetuus hostis ... Jene alte Schlange der Erbfeind des Menschengeschlechtes, hat neben zahlreichen anderen †beln, die Gottes Kirche in unserer Zeit bedrŠngen, auch in Bezug auf die ErbsŸnde und ihre Heilmittel neuen wie auch alten Streit heraufbeschworenÒ. Dann wird im Canon 1 der 5. Sitzung des Tridentinum (DS 1511) ausdrŸcklich definiert, dass der Mensch durch den SŸndenfall unter die Macht dessen geraten ist, der die Herrschaft des Todes innehat, nŠmlich des Teufels.

In der Einleitung zu seiner Lehre Ÿber das Sakrament der Krankensalbung erklŠrt das Tridentinum (DS 1649): ãWenn auch unsere Widersacher wŠhrend des ganzen Lebens nach Gelegenheit sucht und greift, um irgendwie unsere Seelen verschlingen zu kšnnen, so gibt es doch keinen Augenblick, in welchem er alle Schlauheit und Kraft mehr anspannt, uns ganz zu verderben und uns sogar, wenn es ihm gelingt, vom Vertrauen auf die gšttliche Barmherzigkeit abzubringen, als wenn er das Ende unseres Lebens nahen siehtÒ.

Auch das II. Vaticanum hat klar Ÿber die Versuchbarkeit des Menschen durch den Teufel gesprochen. So hei§t es im Artikel 16 der Dogmatischen Konstitution Ÿber die Kirche ãLumen gentiumÒ: ãVom  Bšsen (Feind) getŠuscht wurden die Menschen oft eitel in ihren Gedanken, vertauschten die Wahrheit Gottes mit der LŸge und dienten der Schšpfung mehr als dem SchšpferÒ. In der Pastoralkonstitution ãGaudium et spesÒ hei§t es im Artikel 13: ãDer Mensch hat unter dem Einfluss des Bšsen (ãsuadente MalignoÒ) gleich vom Anfang der Geschichte an durch Auflehnung gegen Gott ... seine Freiheit missbrauchtÒ. Im Artikel 37 der gleichen Pastoralkonstitution wird behauptet: ãDie ganze Geschichte der Menschheit durchzieht ein harter Kampf gegen die MŠchte der Finsternis, ein Kampf, der schon am Anfang der Welt begann und nach dem Wort des Herrn (Mt 24,13; 13,24-30, 36-43) bis zum letzten Tag andauern wirdÒ.

Bemerkt sei hier aber auch gleich, dass das kirchliche Lehramt eine †bertreibung und †berschŠtzung des versucherischen Einflusses des Teufels auf den Menschen mehrmals abgewehrt hat (so etwa einen diesbezŸglichen Irrtum des Petrus Abaelard (DS 736), des Quietisten Michael Molinos (DS 2245, 2248) und des Antonio Rosmini (DS 3233)).

Aber ein Leugnen des versucherischen Einflusses des Teufels auf uns Menschen wŠre grundfalsch, denn seit Beginn der Menschheitsgeschichte haben der Teufel und sein Anhang die Menschen zur SŸnde und zum Abfall von Gott zu verfŸhren und zu verderben gesucht. So betonen es die aufgezeigten Dokumente des kirchlichen Lehramtes, desgleichen die gebets- und Exorzismuspraxis der Kirche. Mit Recht hat in unserer Zeit Papst Paul VI. zweimal ausdrŸcklich auf die gefŠhrliche TŠtigkeit des Teufels hingewiesen in der Ansprache vom 29. Juni und 15. November 1972. 14)

 

2.    Die Hl. Schrift ist voll von Texten, die die Wahrheit bestŠtigen, dass der Teufel und sein Anhang seit Beginn der Menschheitsgeschichte die Menschen zur SŸnde verfŸhren und zu verderben suchen:

Denken wir an die Versuchung Evas durch den Teufel (vgl. Gen 3,1-5) und an die Versuchung Jobs durch den Teufel (vgl. Job 1) und an die Versuchung Christi (Mt 4,1-11 u. Parallelen). Auf die an Simon Petrus im Abendmahlssaal ergangene Warnung Jesu (Lk 22,31) gehšrt nochmals hingewiesen: ãSimon, Simon, Satan hat verlangt, euch im Sieb schŸtteln zu dŸrfen wie den Weizen. Ich aber habe fŸr dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke; du aber stŠrke dereinst nach deiner Umkehr deine BrŸder!Ò

In Apg 5,3 ist von der Versuchung der Ananias und der Saphira durch den Teufel die Rede; sie haben ihr nicht widerstanden: Petrus sagt zu ihnen: ãAnanias, warum hat der Satan von deinem Herzen Besitz ergriffen, dass du den Hl. Geist belogest...?Ò – In Eph 6,10 werden wir vor den Versuchungen des Teufels gewarnt  ãWerdet stark im Herrn und in der Kraft seiner stŠrke. Legt die WaffenrŸstung Gottes an, auf dass ihr standhalten kšnnt gegen die RŠnke des Teufels. Denn unser Kampf geht nicht gegen But und Fleisch, sondern gegen die MŠchte und Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bšsen Geister in den Himmelshšhen.  Darum greift zur WaffenrŸstung Gottes, damit ihr am bšsen Tag Widerstand leisten und, wenn ihr alles Ÿberwunden habt, bestehen kšnnt!Ò – Im 1 Petr 5,8 wird uns die aus dem kirchlichen Nachtgebet bekannte Mahnung gegeben: ãSeid nŸchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, streift umher wie ein brŸllender Lšwe und sucht, wen er verschlinge. Wiedersteht im standhaft im Glauben...Ò – Im 1 Thess 3,5 nennt Paulus den Teufel   d e n    Widersacher schlechthin und schreibt:  ãWir haben euch schon, als wir bei euch weilten, im Voraus gesagt, dass wir Drangsale erdulden mŸssten – so ist es denn auch eingetroffen, ihr wisst es. Eben deshalb hielt ich es auch nicht mehr aus und sandte meinen Boten, um zu erfahren, wie es u m euren Glauben stehe, ob nicht etwa   d e r    Versucher euch verlockt habe und unsere Arbeit umsonst gewesen wŠre.Ò (€hnlich wird auch in der Versuchungsgeschichte bei Mt 4,1ff der Teufel als   d e r   Versucher schlechthin bezeichnet: ãDa trat   d  e r   Versucher an ihn heran...Ò).

Wenn es bei Christus so war, dass er vom Teufel versucht wurde, warum sollte es bei uns schwachen, fŸr das Bšse seit dem SŸndenfall der Stammeltern anfŠlligen Menschen nicht auch so sein kšnnen? Immer ist mit dem Teufel und seinem versucherischen und verfŸhrerischen wirken zu rechnen, zumal er sich auch der Helfer und Helfershelfer bedient.

In der Sicht Jesu und der Apostel bezŸglich der diabolischen Einflussnahme auf den Menschen zeigt sich- das gehšrt noch erwŠhnt - , dass es dem Teufel meistens nicht so sehr um das Verderben des einzelnen Menschen geht, den er versucht, als vielmehr darum, den Heilsplan Gottes und das heilswirken  Jesu Christi und seiner Kirche zu durchkreuzen und zu vereiteln. Das kommt besonders deutlich im 12. Kapitel der Apokalypse zum Ausdruck. Dort hei§t es (Apok 12,17): ãUnd der Drache ergrimmte gegen die Frau – gemeint ist die Kirche und Maria als dichteste Verkšrperung der Kirche – und ging hin, um Krieg zu fŸhren mit den Ÿbrigen ihrer Nachkommenschaft, mit denen nŠmlich, die die Gebote Gottes beobachten und am Zeugnis Jesu festhaltenÒ. Das Zeugnis Jesu ist Zeugnis fŸr die Offenbarungswahrheit. Hier hšren wir zuletzt, wie es dem Teufel neben der Vernichtung der Kirche und ihrer Kinder vor allem um die Vernichtung der Wahrheit geht, weil er hier die Kirche und die GlŠubigen direkt ins Herz treffen kann. Wenn die Wahrheit verdunkelt und verfŠlscht ist, dann kommen die Menschen wieder unter die Gewalt des Teufels, denn nur die Wahrheit macht frei von ihm und seinen TŠuschungsmanšvern. Der Teufel arbeitet meistens nicht mit Gewalt, sondern mit LŸge und List. Jesus Christus hat ja von ihm bei Joh 8,44 gesagt: ãWenn er (der Teufel) LŸge redet, dann redet er aus seinem Eigenen, weil er ein LŸgner ist und der Vater der LŸge.Ò Heute nimmt der Teufel seine Helfer auch unter den Theologen in seinen Dienst, um die Wahrheit zu verfŠlschen durch falsche Entmythologisierung und durch Uminterpretierung der Dogmen; die betreffenden Theologen sind, wie Paulus im 2 Kor 11,13-15 schreibt, LŸgenapostel, unehrliche Arbeiter, die sich das Ansehen von Aposteln Christi geben. Kein Wunder, denn auch Satan tarnt sich als Lichtengel. Seine Handlanger fallen also nicht aus der Art, wenn sie sich als Diener (der Wahrheit und Gerechtigkeit) tarnen. Ihr Ende wir ihren Taten entsprechen.Ò

Worin besteht nun konkret die Wirksamkeit des Teufels und der bšsen Geister (DŠmonen)? Sie besteht sicher vor allem in der Versuchung und VerfŸhrung zur SŸnde, ganz konkret ãzur LŸge, zum ma§losen Habenwollen, Geltenwollen (Stolz, Machtanwendung), Genie§enwollen, zum Unglauben, zum Ungehorsam, zur Leiblosigkeit, zum Hass, gelegentlich auch in der Besessenheit.Ò 15)

Was ist unter Besessenheit zu verstehen? Nach W. Truhlar, Professor fŸr spirituelle Theologie an der PŠpstl. UniversitŠt Gregoriana, ist sie eine ãau§ergewšhnliche Wirkung der au§ermenschlichen personalen MŠchte und Gewalten in der Form einer von au§en kommenden ãBelagerungÒ oder eines inneren In-Besitz-nehmens, die im Menschen Krankheiten, psychische VerŠnderungen, Raserei aggressiver blasphemischer Art verursachen, seine VerfŸgungsgewalt Ÿber die eigene TŠtigkeit beschrŠnken, ohne jedoch sein Personsein aufzulšsen ... Angesichts der auffallenden Analogien zwischen der Besessenheit und den PhŠnomenen, die man in psychiatrischen Kliniken beobachten kann, ist fŸr eine Annahme von Besessenheit Šu§erste ZurŸckhaltung geboten...Ò 16)

Die Hl. Schrift berichtet von einer Reihe von BesessenheitsfŠllen (u.a. Mk 1,23ff; Lk 8,26ff; Mt 17,14ff; Mt 15,21ff; Apg 16,16ff).

Der Teufel und seine Engel sind – so sehr sie auch auf die Menschen Einfluss nehmen kšnnen – dennoch keine allmŠchtigen Herren in einer ihnen unbedingt und gnadenlos ausgelieferten Welt. Der Teufel und seine Engel sind durch Christus am Kreuz bereits grundsŠtzlich besiegt und Ÿberwunden, wenngleich sie wie ein geschlagenes, zurŸckflutendes Heer immer noch viel Unheil anrichten kšnnen und anrichten. Aber der Sieg Christi Ÿber die Macht des Bšsen ist schon errungen, wenn auch der Triumph bis zum Wiederkommen des Herrn in Herrlichkeit noch verborgen bleibt. Bis dahin sind die ãMŠchte und GewaltenÒ noch am Werk. Es kann ihnen aber erfolgreich entgegengetreten werden in der von Christus den Aposteln und ihren Nachfolgern Ÿbertragenen Gewalt des Exorzismus; er hat ja gesagt: ãIn meinem Namen werden sie bšse Geiste austreibenÒ (Mk 16,17). Mit J. Ratzinger meinen wir: ãWer als Christ die AbgrŸnde moderner Existenz, die Macht der sieben DŠmonen wirken sieht, die in das leergefegte Haus zurŸckgekehrt sind und ihr Unwesen treiben, der wei§, dass die exorzistische Aufgabe des Glaubenden heute wieder anfŠngt, jene Notwendigkeit zu erlangen, die ihr im Aufgang des Christentums zukam. Er wei§, dass er hier der Welt einen Dienst schuldig ist, und dass er an seinem Auftrag vorbeigeht, wenn er den DŠmonen hilft, sich in jene AnonymitŠt zu hŸllen, die ihr liebstes Element ist.Ò  17)

Aber nicht nur mit exorzistischer Gebetskraft sollten bevollmŠchtigte und glŠubige Glieder der Kirche den bšsen ãMŠchten und GewaltenÒ begegnen, sondern vor allem auch mit der glŠubigen Verehrung und Anrufung jener, die von Anfang an den Kampf gegen sie gefŸhrt haben. Jeder getaufte Christ sollte das bedenken, was uns der hl. Bernhard v. Clairvaux (+1153) in seinem 12. Sermo zum Psalm ãQui habitatÒ zu sagen hat: ãDeinetwegen gibt Gott seinen Engeln das Gebot, auf allen dienen Wegen dich zu behŸten. Welche Ehrfurcht muss dieses Wort in dir wecken, zu welcher Ergebenheit dich anregen, zu welchem Vertrauen dich bewegen! Ehrfurcht wegen ihrer Gegenwart, Ergebenheit wegen ihres Wohlwollens, Vertrauen wegen ihres Schutzes. Wandle behutsam deine Wege, sind doch die Engel allerwegen dir zur Seite, wie es ihnen befohlen ward! In jedem Haus, in jedem Winkel habe Ehrfurcht vor deinem Engel! Kšnntest du in seiner Gegenwart wagen, was du unter meinen Augen nicht wagtest? Oder zweifelst du an seiner Gegenwart, weil du ihn nicht siehst?... wenn du den Glauben befragst, so bezeugt er dir, dass die Gegenwart der Engel Tatsache ist ... Die Engel sind da, und zwar an deiner Seite; sie sind nicht nur mit dir, sondern auch fŸr dich da. Sie sind zugegen, um dich zu beschŸtzen. Sie sind zugegen, um dir zu nŸtzen. Wie wirst du dem Herrn vergelten all das, was er an dir getan hat? Denn ihm allein gebŸhrt Ehre und Herrlichkeit. Warum ihm allein? Weil er es befohlen hat und weil jede gute Gabe nur von ihm kommt. Doch wenn er es auch befohlen hat, so dŸrfen wir doch gegen die nicht undankbar sein, die ihm aus so gro§er Liebe gehorchen und uns in so gro§er Not zu Hilfe kommen. Seien wir also solchen HŸtern fromm ergeben und dankbar. Lieben und ehren wir sie,, so viel wir kšnnen!Ò 18)

Fu§noten:

1)    M. Schmaus, der Glaube der Kirche I. Bd., S. 418

2)    J. Ratzinger, Dogma und VerkŸndigung, MŸnchen 1973, S. 229

3)    Deutsche Ausgabe des Dokumentes ãChristlicher Glaube und DŠmonenlehreÒ des Christiana-Verlags S. 12 ff.

4)    D. ZŠhringer OSB, in:  Mysterium salutis, 2. Bd. (Einsiedeln 1967) S. 996 – 1017.

5)    A. Winklhofer, Traktat Ÿber den Teufel, S. 9 ff.

6)    H. Haag, Abschied vom Teufel S. 48; ders., Teufelsglaube S. 191.

7)    H. Schlier, MŠchte und Gewalten, Freiburg 1958, S. 63.

8)    K. Rahner, Besessenheit, Theologische Aspekte, in: Lexikon f. Theologie und Kirche, 2. Bd., Freiburg Br. 1958, Sp. 298-299

9)    J. Ratzinger, Dogma und VerkŸndigung S. 226.

10)    K. Rahner, Angelologie, in: Sacramentum Mundi I/146-154.

11)    E. Peterson, Das Buch von den Engeln..., Leipzig 1935

12)    J. Danielou, Die Sendung der Engel, Salzburg 1963, S. 84f.

13)    A. Winklhofer, Die Welt der Engel, S. 91-96.

14)    Die deutsche †bersetzung der beiden Papstansprachen vom 29. Juni 1972 und 15. November 1972 findet sich in: P.B. GŸnther OCD, Unser grš§ter Feind – der Teufel, Wien-Linz-Passau 1973, S. 6 – 12.

15)    W. Wittler, Gibt es Teufel und eine Teufelsbesessenheit?, in: Kirchenbote des Bostums OsnabrŸck, 33/1976, v. 15.8.1976, S. 9

16)    Zitiert v. W. Wittler, a.a.O.

17)    J. Ratzinger, Dogma und VerkŸndigung S. 234

18)    Bernhard v. Clairvaux, Sermo 12 in Psalmum ãQui habitatÒ Nr. 6 -7.